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Prof. Dr. F. Vögtle

 


                                                                                                                                             
Biographical Data

Studies in chemistry and medicine at Freiburg University

Doctoral thesis, 1965, University of Heidelberg

Habilitation, 1969, University of Heidelberg (with Prof. Dr. H. A. Staab)

Assistant and Associate Professor, 1970-1975 University of Würzburg

Professor and Director at the Kekulé-Institut for Organic Chemistry and Biochemistry of the University of Bonn 1975 - 2006

 

Vögtle Foto

 

 Honours and awards


1973: Dozenten Prize of the "Fonds der Chemischen Industrie"

1986: Guest professorship at Barcelona University (Spain)

1987: Fellowship of the Japanese Society for hte Promotion of Science

1990: Literature prize of the "Fonds der Chemischen Industrie" for the book "Supramolecular Chemistry"

1993: Lise Meitner-Alexander von Humboldt prize (Israel)

1993: 1992-1993 Lilly-Lecture at the Ohio State University, Columbus (USA)

1996: Thomas Lecture at the University of Missouri-Columbia (USA)

1999: MIT- and HMR-special lecture (USA)

1999: International Izatt-Bradshaw-Christensen Award for Macrocyclic Chemistry (USA)

2000: Dr. phil. h.c. of Jyväskylä University (Finland)

2003: A. v. Baeyer medal of GDCh

2004: Awarded with the Descartes Prize nomination as one of the finalists for 2004


 

Laudatio, Herrn Prof. Dr. Fritz Vögtle (Bonn) zum 60. Geburtstag

(J. Prakt. Chemie 1999, 341, 3, 201)

Fritz Vögtle wurde am 08. März 1939 im Schwäbischen Ehingen an der Donau, nahe Ulm, geboren. Bereits in jungen Jahren offenbarte sich sein Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Dingen, gepaart mit einem Gefühl für Ästhetik und einem natürlichen Hang zum Tüfteln, jene Fähigkeiten und Talente, die im späteren Beruf und seinen Hobbies (bekannt sind Fotographie, Tauchen und Malerei) noch höchste Erfüllung finden. So lag das Studium der Chemie nahe, mit dem er 1958 an der Universität Freiburg begann. Zwei Jahre später wechselte er den Hochschulort und setzte das Chemiestudium an der Universität Heidelberg fort, wo er 1963 das Diplom absolvierte. Zur Anfertigung einer Dissertation trat er unmittelbar darauf in den Heidelberger Arbeitskreis von Prof. H. Staab ein, unter dessen Leitung er schon zwei Jahre später (1965) über „Valenzisomerisierung von doppelten Schiff'schen Basen" promovierte. Anschließend begann er unter der Obhut seines akademischen Lehrers H. Staab mit den Arbeiten zur Habilitation, die er 1969 mit einer Schrift über "Sterische Effekte im Innern großer Ringverbindungen" abschloß. Erstmals wurde in dieser Arbeit die Möglichkeit geschaffen, auf einfachem Wege die Größe und den Raumbedarf von Substituenten zu bestimmen. Dafür synthetisierte Vögtle entsprechende intraanular substituierte Phane, deren dynamisches Verhalten mit der gerade neu eingeführten NMR-Spektroskopie festgestellt und mit der Größe des Substituenten korreliert werden konnte.

In diese Zeit fallen auch die ersten patentierten und kommerziell vertriebenen Geräteneuentwicklungen aus seiner Hand, darunter eine Glasapparatur zur kontrollierten Durchführung von Reaktionen (Makrocyclensynthesen) unter Verdünnungsbedingungen und der Rührfisch "Circulus". Später kamen weitere patentierte Gerätschaften (Schablonen, Stereoskope usw.) hinzu, die auch heute noch für Lehre und Forschung von großem Nutzen sind.

Makrocyclische Verbindungen und die organische Stereochemie im breitesten Sinne üben seither eine große Faszination auf den Wissenschaftler und Lehrer Vögtle aus und sind für die künftige Auswahl seiner Forschungs- und Lehrgebiete prägend, wobei eine Vorliebe für hoch-ästhetische, besonders originelle und sehr ungewöhnliche Molekülstrukturen unverkennbar ist. Waren es zu Beginn noch vornehmlich hochgespannte und hochüberbrückte Phane, die ihn zu wissenschaftlichen Höchstleistungen herausforderten, so begann er sich später zunehmend mehr für makrocyclische Liganden und Hohlraummoleküle zu begeistern, ohne den Reiz der Phane und ihre Möglichkeiten zur weiteren Entfaltung aus den Augen zu verlieren.

Inmitten dieser frühen kreativen Phase seiner wissenschaftlichen Laufbahn erhielt der frisch gebackene Privatdozent Vögtle mit 31 Jahren einen Ruf auf eine H2/H3-Professur an die Universität Würzburg, den er annahm. Auf Grund der interessanten Themen für Diplom- und Doktorarbeiten und seiner mitreißenden Begeisterungsfähigkeit für die forscherische Problemstellung konnte er dort rasch eine effiziente Gruppe an Mitarbeitern um sich versammeln und mit diesem Team Schlag auf Schlag beeindruckende wissenschaftliche Ergebnisse erzielen. So gelang es erstmals, Aromaten stapelweise mehrfach zu überbrücken und erste einlagerungsfähige Hohlraummoleküle zu synthetisieren. Vor allem aber wurde in der Würzburger Ära mit der Synthese von Kronenethern begonnen - erstmals in Deutschland überhaupt. Daneben erregten auch die sog. Krakenverbindungen und andere mehrarmige Oligodonor-Liganden Aufsehen. Sie können als Keimzelle der gegenwärtig boomenden Chemie der Dendrimere verstanden werden.

In Würdigung dieser Leistungen wurde ihm 1973 der Dozentenpreis des Fonds der Chemischen Industrie verliehen, und zwei Jahre später folgte der Ruf auf den angesehenen Lehrstuhl für Organische Chemie an die Universität Bonn, wo der Jubilar nun seinen Ehrentag begeht und auf viele weitere großartige wissenschaftliche Erfolge der letzten Jahre zurückblicken kann.

Diese überstreichen fast das gesamte Gebiet der modernen Wirt-Gast- und supramolekularen Chemie, angefangen von den Chromoionophoren und konkaven Farbstoffen über Siderophore und andere extreme Liganden sowie Homocalixarene, konkave Kohlenwasserstoffe, molekulare Röhren, Phototransfersysteme, Flüssigkristalle und Dendrimere. In jüngster Zeit sind noch wunderbare Arbeiten über so ungewöhnliche Verbindungen wie die Catenane, die Rotaxane und Brezelmoleküle hinzugekommen. Daneben wird auch sein zweites Lieblingskind der Forschung, die Organische Stereochemie, mit Inbrunst gepflegt und unter modernsten Gesichtspunkten auf hohem wissenschaftlichen Niveau vorangetrieben. Dies betrifft vor allem Probleme der topologischen Stereochemie und Chiralität mit Fragen zur Cycloenantiomerie, Helizität und planaren Chiralität, insbesondere von Cyclophanen.

Im Synergismus dieser Interessensgebiete wird man wohl seine zukünftigen forscherischen Aktivitäten erwarten können, mit vielversprechenden Ausblicken in die Chemie der Nanodimension. Doch Vorsicht mit solchen Spekulationen: der Wissenschaftler Vögtle ist in der Wahl seiner Tätigkeitsfelder in hohem Maße flexibel. Von leidenschaftlichem Forschergeist getrieben, bleibt stets ein sicherer Instinkt und klarer Blick für Machbares. So kann er immer wieder für Überraschungen sorgen, wie auch in den zurückliegenden Jahren von ihm regelmäßig neue Forschungsgebiete und Tätigkeitsfelder erschlossen wurden, auf denen der Jubilar anerkannte Pionierarbeit geleistet hat (Kronenether, Cyclophane, Dendrimere).

Wohl mit aus diesem Grund und in Würdigung seiner erfahrenen wissenschaftlichen Persönlichkeit erhielt Vögtle 1993 den Lise Meitner - Alexander von Humboldt-Preis zuerkannt. Er ist begehrter Redner auf wissenschaftlichen Symposien und Workshops, deutscher Vertreter des europäischen COST-Programms, gewählter Hauptgutachter der DFG und wegen seiner hohen Fachkenntnis und objektiven Urteilskraft auch gefragter Gutachter für SFB und BMBF-Projekte.

Es würde ganz gewiß noch eine wichtige Facette in der Auszeichnung fehlen, hätte man nicht auf die schriftstellerische Gabe und das literarische Engagement des Jubilars Bezug genommen. Fritz Vögtle ist Mitherausgeber und wissenschaftlicher Berater von einschlägigen Fachzeitschriften (J. Incl. Phenom., Supramol. Chem.). Vor allem aber ist er als Autor von fünf Fachbüchern (vier davon in alleiniger Autorenschaft) aus seinen Forschungsrichtungen mit den Titeln "Supramolekulare Chemie", "Reizvolle Moleküle", "Cyclophanchemie", "Stereochemie in Stereobildern" und "Dendritic Molecules" hervorgetreten. Drei dieser Bücher wurden ins Englische und in andere Sprachen (Japanisch, Chinesisch) übersetzt, was die hohe Akzeptanz seines wissenschaftlichen Schrifttums unterstreicht. Für das Buch "Supramolekulare Chemie" erhielt er 1990 den Literaturpreis des Fonds der Chemischen Industrie. Im Zusammenhang mit seiner ungezählten Herausgeber- und Mitherausgeberschaft von Fachbüchern ist vor allem die 10-bändige Reihe "Comprehensive Supramolecular Chemistry" zu nennen - ein Standardwerk der Supramolekularen Chemie. Der Lehrbuchklassiker für Organische Chemie "Christen" hat unter Vögtle'scher Mitautorenschaft eine maßgebende inhaltliche Erweiterung und Aktualisierung erfahren, so daß dieses nun dreibändige Werk "Christen/Vögtle" (Organische Chemie - von den Grundlagen zur Forschung) den Vergleich mit anderen Bestsellern auf dem deutschen Lehrbuchsektor keineswegs fürchten muß.

Derzeit umfaßt das wissenschaftliche Werk des Jubilars 600 Fachpublikationen! Unter seiner Anleitung sind mehr als 270 Dissertationen hervorgegangen.

Kenner werden mir beipflichten: es ist wohl nicht damit zu rechnen, daß der bewundernswerte Fleiß, die Vitalität und Originalität des Jubilars sowie dessen leidenschaftliche Hingabe für die Chemie in den nächsten Jahren erlahmen wird. Vielmehr ist davon auszugehen, daß zukünftige Würdigungen für seine Leistungen in Wissenschaft und Lehre noch einen sehr viel größeren Rahmen füllen.

E. Weber (Freiberg)

 

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